Teil II Norwegen :: 7500 km durch Skandinavien


Von Christian

Nachdem uns die erste Etappe der 3-wöchigen Reise durch Skandinavien in den hohen Norden Schwedens zum Abisko Nationalpark geführt hatte, ging es anschließend weiter nach Norden. Ziel war das Polarmeer an der Nordküste Norwegens. Allerdings sollte es nicht an das Nordkap gehen, weil dieser Ort touristisch sehr überlaufen ist und gleichzeitig nicht der schönste Ort ist. Stattdessen ging es ein ganzes Stück abseits an die Küste, wo nur wenige Menschen unterwegs waren. Dort blieben wir für 4 Tage, um die Landschaft zu erkunden.

Blick auf das Polarmeer der Barentssee im hohen Norden Norwegens
Blick auf das Polarmeer der Barentssee im hohen Norden Norwegens


Bei der Fahrt auf die Nordkinnhalbinsel fällt schnell auf, dass wir hier über 70 Grad Nord unterwegs sind. Auf manchen Landstrichen gibt es teilweise kaum mehr Tundra und nur noch große Geröllflächen, die flach und geschwungen die Landschaft prägen. Die Gletscher der Eiszeit haben die Berge hier rund geschliffen. Wenn es im Bereich der Halbinsel einmal Bäum gibt, dann nur im Schutz der Täler. Und mittendrin gibt es immer wieder naturbelassene große Flüsse, die durch die Landschaft mäandern. Unsere Reise führt uns bis an die nördliche Küste auf über 71 Grad Nord an die Barentssee. Hier schlagen wir das Zelt für 4 Tage auf und machen einige Ausflüge.


Weil es keinen Zeitdruck gibt, nehme ich mir viel Zeit, die nähere Umgebung zu erkunden. Angenfangen bei der Vegetation in der Nähe der Küste, verbringe ich Stunden hier, um Pflanzen und Details zu entdecken. Das Wetter zeigt sich wieder von der besten Seite und die Wolken am Himmel färben sich abends in den schönsten Farben. Die felsige Küste ist geprägt durch Sedimentgestein, in dem wiederum Spuren zu finden sind von urzeitlichen Meeren. So sieht man an einigen Stellen in den Gesteinsplatten Formen von Sandrippen, wie sie sich im flachen Wasser am Meer bilden. Diese Felsen bilden herrliche Motive mit den Wellen.


Weil wir im August hier sind, geht die Sonne bereits wieder unter. Die Sonnenuntergänge ziehen sind jedoch über 2-3 Stunden, weil die Sonne lange sehr tief steht und sehr langsam unter geht. So hält die goldene Stunde viel länger an, als es in den mitteleuropäischen Breiten der Fall ist. Das zahlt sich beim Fotografieren natürlich aus. Zu dem goldenen Licht kam an der Küste oft ein feiner Dunst dazu, der das Licht noch einmal verstärkt hat. Während eines Abendessens kam ein kräftiger Rentierbulle neben unserem Lagerplatz vorbei, um in einem Moortümpel zu fressen. Er zeigte sich in dem schönsten Abendlicht, was man sich nur ausmalen kann, so dass das Essen unterbrochen werden musste und am Ende kalt war. Das war es jedoch wert! Auf der Halbinsel gab es neben den Rentieren die charakteristischen Schmarotzerraubmöwen und einige andere Vögel, die wir beobachten konnten.


Licht spielte hier in vielfältiger Sicht eine Rolle. Die Sonnenuntergänge waren sehr lang, die goldene Stunde intensiv und die folgende Dämmerung hielt ein paar Stunden an, bis die Sonne kurz nach Mitternacht wieder auf ging. Selbst um Mitternacht war es so hell, dass man bei bewölktem Himmel noch ein Buch lesen konnte, ohne eine Lampe anmachen zu müssen. Tagsüber war die Sonne meistens präsent, aber auch um die Mittagszeit stand sie flach am Himmel. So gab es immer wieder spannende Licht- und Schattenspiele an den Felsen der Küste. Zusätzlich waren die Gezeitentümpel wie kleine Lebensräume voller interessanter Dinge. Die 4 Tage vergingen recht schnell, bevor es im Anschluss weiter gehen sollte nach Finnland.

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