Von Christian
Mitte August bis Anfang September 2023 verbrachte ich zweieinhalb Wochen im südlichen Afrika in Namibia. Für mich war es die erste Reise nach Afrika. Auch wenn es mich die Jahre zuvor immer eher
in gemäßigte und kühlere Breitengrade verschlagen hatte, war ich besonders gespannt auf Namibia. Eins war mir klar: niemand hatte mir bisher von einer Reise nach Afrika berichtet, die nicht
großartig oder besonders war.

Die Reise war individuell gemeinsam mit dem befreundeten Fotografen Gernot Pohl organisiert
worden. Dabei hatten wir uns alle Etappen so heraus gesucht, dass wir genug Zeit hatten, um im Etosha Nationalpark in Ruhe eine Woche lang auf Exkursionen zu fahren. Der Hinflug lief nicht
reibungslos (3 von 3 Flugverbindungen waren verspätet, verpasst bzw. ausgefallen). Dennoch kamen wir mit nur einem halben Tag Verspätung samt unserem Gepäck in Windhoek an. Ein Toyota Hilux mit
zwei Dachzelten und voller Campingausstattung diente uns die gesamte Zeit als Fahrzeug und fahrendes zu Hause. Einen Fahrer hatten wir nicht, was in unserem Fall auch von Vorteil war, da wir
jederzeit anhalten konnten und das Auto auch hier und da für ein interessantes Fotomotiv genau rangieren konnten.
Die Anreise mit dem Geländewagen von Windhoek nach Norden in den Etosha Nationalpark lief reibungslos. Die Straßen waren asphaltiert und sehr gut zu befahren, auch wenn es für mich das erste Mal
im Linksverkehr war. Das Wetter war stabil sonnig und Trocken. Im September befinden wir uns hier auf dem Höhepunkt der Trockenzeit. Das hat durchaus Vorteile für die Tierbeobachtungen, da die
Wasserlöcher im Nationalpark lebensnotwendige Orte für die Tierwelt sind und dort fast immer Tiere zu beobachten sind. Da man im Etosha Nationalpark nachts immer in einem der Camps übernachten
muss, hatten wir da Stellplätze gebucht. Schlafen konnten wir in den beiden Dachzelten auf dem Auto.
Für den Etosha Nationalpark hatten wir uns eine Woche Zeit genommen. Weniger würde ich auch nicht empfehlen, da man jeden Tag neue interessante Beobachtungen machen kann. Immerhin ist der
Nationalpark etwas größer als das Bundesland Hessen, daher braucht es Zeit, die Landschaft zu erkunden. Bewegen kann man sich dort außerhalb der Camps nur mit dem Geländewagen auf den offiziellen
Schotterpisten. Nur an einzelnen Pausenplätzen ist es gestattet, auszusteigen. Sich mit dem Auto fortzubewegen hat jedoch auch den Vorteil, dass die Tiere keine Scheu vor dem Auto zeigen und man
ihnen teils ganz nah kommen kann.
Den ersten Morgen im Nationalpark hatten wir eine Fahrt gebucht mit einem Buschtaxi und Fahrer, um einen ersten Eindruck zu bekommen, wo die Wasserlöcher zu finden sind und wie es in der Tierwelt
aussieht. Die folgenden Tage waren wir nur noch selbstständig unterwegs. Leider öffnen die Tore der Camps immer erst zum Sonnenaufgang, so dass man nur kurz das schöne Morgenlicht hat. Abends
muss man spätestens zum Sonnenuntergang wieder im Camp sein. Schon zu Beginn sahen wir Elefanten, einige Spitzmaulnashörner nachts an einer Wasserstelle und am zweiten Morgen die ersten Löwen.
Eine Vielzahl an Antilopenarten waren zu sehen und viele Zebras und Giraffen. Ab und zu standen die Tiere auf den Pisten und hatten keine Eile, so dass man immer wieder anhalten musste und
Springböcke und Zebras auf Armlänge aus dem offenen Auto heraus sehen konnte.
Die ganze Region um die Salzpfanne des Etosha Nationalparkes ist um diese Zeit im Jahr sehr trocken. Die Luft ist staubig und die 35 Grad tagsüber fühlen sich aufgrund der sehr geringen
Luftfeuchtigkeit nicht ansatzweise so warm an, wie bei uns in Europa. Abends färbt der Dunst der Atmosphäre auch bei wolkenlosem Wetter den Himmel intensiv rot ein. Vormittags und Nachmittags
waren wir immer draußen unterwegs, mittags regelmäßig im Camp, um Essen zu machen und eine Pause zu haben. Schatten gab es außer im Auto und in den Camps kaum, so dass man sich entsprechend
gekleidet vor der Sonne schützen musste.
Mehrere Ausflüge führten uns am Rand der Salzpfanne vorbei und einen Abstecher machten wir schließlich auch direkt an die Salzpfanne. Diese weite Hochebene auf etwa 1000 Metern über dem Meer
erstreckt sich bis zum Horizont. Auch wenn es durch Luftspiegelungen ab und zu danach aussieht, als wäre da Wasser drinnen, ist die Ebene in der Trockenzeit komplett ausgetrocknet. Nur zur
Regenzeit füllt sich die Salzpfanne und wird zu einem riesigen flachen See. Am Rand der trockenen Ebene gibt es salzliebende Pflanzen und dahinter beginnt eine steppenartige Graslandschaft, die
schließlich in eine Buschsavanne übergeht.
Neben den großen Tieren, wie Elefanten, Löwen und Antilopen, hat uns auch die Vogelwelt sehr begeistert! Alles wirkt auf uns exotisch und farbenfroh. Hier spielte sich vor allem der große Vorteil
aus, dass wir selbst gefahren sind und nicht pauschal einen Anbieter hatten, der uns herum gefahren hat. Wir konnten bei jedem noch so kleinen Vogel anhalten und solange beobachten, wie wir
wollten. Niemand wartete auf uns und lediglich die Schließzeit der Tore an den Camps zum Sonnenuntergang mussten wir einhalten. So beobachteten wir unzählige Vogelarten. Ein etwas lustiger
Nebeneffekt dabei war, dass unser Auto am Rand der Piste mit den großen Teleobjektiven aus dem Auto immer wieder das Aufsehen von Buschtaxis mit Touristengruppen auf sich zog. Diese hielten
regelmäßig neben uns an, in der Hoffnung, sie könnten auch den Löwen oder Leoparden sehen, den wir ihrer Meinung nach gerade beobachteten. All zu oft stand denen dann die Ernüchterung ins Gesicht
geschrieben, wenn sie mitbekamen, dass wir einen kleinen Vogel im Sucher hatten. Eigentlich ist es schade, was einem da alles entgehen kann, wenn man unter Zeitdruck während einer Pauschalreise
in 2 Wochen einmal durch ganz Namibia gefahren wird.
Mit Elefanten hatten wir mehrfach sehr schöne Begegnungen, einmal mittags, wo eine größere Herde unter mehreren Bäumen im Schatten stand und Mittagspause machte. Zu meiner Freude konnten wir auch
sehr regelmäßig Spitzmaulnashörner beobachten, vor allem in den Abendstunden. Diese schönen Tiere muten sehr urig an. Bei den Antilopenarten hatten wir im Laufe weniger Tage bereits den Großteil
aller Arten im Etosha Nationalpark beobachten können. Eine ganz unscheinbare aber sehr besondere Beobachtung für mich war eine Falbkatze. Diese kleinen Katzen und Vorfahren unserer Hauskatze sind
so unscheinbar, als Einzelgänger unterwegs und eher ab der Dämmerung unterwegs, dass es sehr selten passiert, dass man diese Tiere zu sehen bekommt. Abends erschien unverhofft eine an einem
Wasserloch.
Unsere Zeit im Etosha Nationalpark neigte sich langsam dem Ende und wir hatten bis auf den Leoparden und den Kaffernbüffel bereits die anderen großen Arten der Big Five beobachten können (die Big
Five sind der Elefant, das Nashorn, das Kaffernbüffel, der Löwe und der Leopard). Am letzten Tag hatten wir bereits eine größere Runde durch den Nationalpark gedreht und trafen am späteren
Nachmittag auf ein Buschtaxi mit Touristen und einem einheimischen Fahrer, der uns den Tipp gab, dass wenige Kilometer entfernt soeben ein Leopard einen Springbock erbeutet hatte und neben der
Piste fraß. Also fuhren wir der Beschreibung folgend dort hin und konnten den Leoparden tatsächlich beobachten. Nach einigen Minuten verschwand er allerdings in der Vegetation. Der selbe Fahrer
hatte uns dort schließlich wieder angetroffen und gab uns nun den Tipp zu 9 Löwen. Also fuhren wir auch noch einmal zu den Löwen. Da es bereits sehr spät war und wir 30 km vom Camp entfernt
waren, waren wir schon alleine bei den Löwen. Es fühlte sich wie ein Abschiedsgeschenk vom Nationalpark an, die Löwen teils 2 Meter neben dem Auto zu haben, alle Scheiben unten und ihnen hautnah
zu begegnen. Schließlich schafften wir es geradeso rechtzeitig zurück ins Camp.
Nach einer sehr erlebnisreichen Woche im Etosha Nationalpark ging unsere Reise nun weiter nach Norden Richtung Caprivi-Streifen. Doch dazu mehr im nächsten Beitrag. Bis hier hin ist jedoch schon
klar, Namibia hat mich sehr beeindruckt und die Tierwelt in freier Natur in ihrem natürlichen Verhalten beobachten zu dürfen macht mich sehr dankbar!
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Gernot Pohl (Montag, 21 Oktober 2024)
Du hast die erste Etappe unserer Tour wunderbar zusammen gefasst. Für mich war es schon der 2. Tripp in den Etosha. Das erste Mal war ich zur Regenzeit. Wenn die Steppe grün ist, die Vögel balzen, die Ochsenfrösche rufen und überall Jungtiere herum springen… das hat auch seinen Reiz. Es ist eben schon bedingt durch seine Grösse und Vielfalt ein ganz besonderer NP. Ich freue mich schon auf ein nächstes Mal.