Neowise :: Besuch aus dem All

 

Von Christian

 

Der Koment Neowise oder C/2020 F3, wie ihn die Wissenschaft nennt, wurde erst im März 2020 entdeckt. Als sich im Laufe des Juli einige Bilder in den Nachrichten und im Internet häuften, überkam es mich auch. Da ich mich noch gut an den Kometen Hale Bopp (C/1995 O1) erinnern kann, der im Jahr 1997 hell am Nachthimmel stand, hatte ich die Hoffnung, dass es dieses Mal auch wieder ein beeindruckendes Himmelsschauspiel werden würde. Ich nahm mir vor, es bei gutem Wetter mal an einem Wochenende zu versuchen. Dabei schwebte mir ein Nachtbild mit einem See vor.

 

Der Komet Neowise über einem See, aufgenommen am 18.07.2020 um 00:20 Uhr
Der Komet Neowise über einem See, aufgenommen am 18.07.2020 um 00:20 Uhr

 

Am Freitag den 17.07.2020 schien die Wettervorhersage spontan zu stimmen. Obwohl zu Beginn des Abends noch Wolken die Sicht an den Abendhimmel verdeckt hatten, verzogen sich diese ab 22 Uhr immer weiter. Schnell hatte ich meine Fotoausrüstung zusammen gepackt und dann ging es nördlich von Dresden an einen See. Erst kurz vor 23 Uhr konnte man den Komenten auch mit bloßem Auge erkennen. Als dann auch die letzte Dämmerung durch war und Mitternacht verstrichen war, konnte man ihn in voller Pracht über dem See stehen sehen. Leider gab es auch hier noch immer viel Lichtverschmutzung am Horizont, aber der Ausflug hatte sich auf jeden Fall gelohnt.

 

 

Noch beeindruckt, saß ich am Tag darauf über meinen Bildern. Da die Wetteraussichten auch für die kommende Nacht gut aussahen, beschloss ich, noch einmal eine Nacht draußen zu verbringen. Sonntag früh klingelte mein Wecker 00:20 Uhr (wenn man das überhaupt schon früh nennen darf!). Dank Koffein kam der Kreislauf auch wieder in Gang und schon war ich im Auto auf der Autobahn unterwegs in die Lausitz. Während der Fahrt gewitterte es, aber ich war voll motiviert und vertraute den Satellitenbildern vom Wetter, die ich mir noch zuvor angesehen hatte. Ich dachte mir nur "no risk, no fun" und weiter ging es. Kurz vor 2 Uhr war ich da. Mitten im Wald, die nächsten Dörfer ein paar Kilometer entfernt. Alles war pechschwarz, nur die Sterne funkelten zwischen den Baumsilhouetten. Ich ging auf eine Wiese an einem Teich und war von der deutlich erkennbaren Milchstraße überwältigt. Ein bisschen Nebel lag über der Wiese und dem Teich von den gerade vorbei gezogenen Gewittern. Mein Plan war aufgegangen. Nach einer Weile entdeckte ich den Kometen auch im Dunst Knapp über dem Horizont. Während die Kamera Langzeitbelichtungen auf dem Stativ machte, rief neben mir im Wald ein Uhu und vor mir im Teich knackte und raschelte es überall. Vermutlich waren die Wildschweine auf Futtersuche unterwegs. Die Zeit verging wie im Flug und schon war es 4 Uhr. Die Dämmerung war voll im Gange und der Komet verblasste langsam. Also brach ich 4 Uhr wieder meinen Heimweg an. Kann man ja mal machen...

 

Übernächtigt aber vollkommen überwältigt von den Eindrücken kam ich zu Hause an. Für mich steht fest: Auch ohne Komet werde ich wieder einmal eine Nacht draußen in der Lausitz verbringen.

 

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