Von Christian
Auf unserer diesjährigen Expedition nach Kamtschatka verbrachten wir den ersten Teil der Reise am Fuß des Tolbatschik Vulkans in der großen Aschewüste mit Schlackekegeln und riesigen Lavafeldern.
Nach 5 Tagen begann von dort aus unsere neuntägige Trekkingtour um den Tolbatschik Vulkan herum. Dabei sollte uns unsere Route am Vulkan Bolschaja Udina (2920 m) und an der Ovalnaja Simina (3080
m) vorbei führen. Ein paar Tage verbrachten wir am aktiven Vulkan Bezymianny (2882 m). Unterwegs gab es immer wieder Exkursionen zu geologischen Besonderheiten. Unser Trekking endete bei Kopito
nördlich des Tolbatschiks.
Während der neuntägigen Etappe waren wir abseits menschlicher Infrastruktur unterwegs. Es gab keine Wanderwege oder Siedlungen. Alles nötige an Ausrüstung hatten wir in unseren Rücksäcken auf dem Rücken. Mit dem Wetter hatten wir bis auf kurze Zeit sehr viel Glück. Bis auf ein paar Kleinigkeiten hielt auch die Ausrüstung die Zeit da draußen sehr gut durch. Immerhin hatte ich in den letzten Jahren schon Erfahrungen sammeln können, was sich auf solchen Touren gut bewährt und was nicht. Der Rucksack war nur mit den nötigsten Dingen gepackt, da es in schwerem Gelände auf jedes Gramm ankommt.
Unterwegs hatten wir immer wieder schöne Begegnungen mit Tieren. Die Kamtschatka-Ziesel waren allgegenwärtig und hatten kaum Scheu vor Menschen. In der Nähe des Bezymianny Vulkans konnten wir vermehrt Schwarzkappen Murmeltiere beobachten. Nicht so leicht zu entdecken, dafür oft zu hören waren die Pfeifhasen, welche sich auf der Tundra vor allem in der Nähe von Stein und Felsansammlungen aufhielten. Diese kleinen Nager kamen vor allem gerne abends auf erhöhte Steine zum rufen heraus. Mehrere Male konnten wir Füchse beobachten. Zwei Begegnungen blieben vor allem in Erinnerung, da eines Abends ein Fuchs an unser Zeltlager kam und sich bis auf wenige Meter uns näherte. Ein anderer Fuchs folgte uns während einer Wanderung viele hundert Meter, wie ein zahmer Hund.
Seit ich vor 10 Jahren das erste Mal in diesem Gebiet unterwegs war, hatte sich auch hier einiges verändert. An einigen Stellen waren leider auch mehr Spuren des Tourismus zu finden, der in den letzten Jahren dort stark zugenommen hat. Es gibt zwar nur wenige Gruppen, die längere Trekkingtouren in die Wildnis unternehmen, aber offensichtlich hat dies auch Einfluss auf das Verhalten der Bären. Wir hatten nur sehr wenige Beobachtungen von Bären machen können. Sie waren immer nur in der Ferne zu sehen. Scheinbar hatten sie sich in andere Ecken der Kljutschevskaja-Vulkangruppe zurückgezogen.
Immer wieder faszinierend ist die Pflanzenwelt in Kamtschatka. Während in den tiefer gelegenen Lagen regelrechte Urwälder mit dickem Unterbewuchs von Hochstauden (meist übermannshoch) vorkommen, liegt die Baumgrenze unterhalb von 1000 m. Danach kommt nur noch Tundra und viele Gebiete mit Permafrostboden. Die Vegetationsperiode ist sehr kurz (teils nur ca. 3 Monate). In dieser Zeit findet alles gleichzeitig statt. Die Pflanzen blühen, Beerensträcher bekommen ihre Beeren, Pilze wachsen und Flechten bedecken den Boden. Es kommen viele Baumarten vor, welche auf der Tundra selten höher als 20 cm werden.
Wenn auch dieser Abschnitt der Tour körperlich am anstrengendsten war, so war er der schönste. Die täglichen Etappen waren unterschiedlich schwer, aber meist nicht sehr lang. Aus dem anfangs noch schweren Rucksack wurde nach wenigen Tagen ein angenehmes Niveau an körperlicher Betätigung. Die vielen schönen Eindrücke ließen kleine Unannehmlichkeiten sehr schnell vergessen. Am Ende der Etappe kamen wir wie geplant in Kopito an, von wo uns ein Allrad LKW wieder in das nächste etwa 60 km entfernte Dorf brachte. Der darauf folgende Abstecher in den Süden Kamtschatkas folgt in Teil 3 des Reiseberichtes.
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Arnd (Sonntag, 22 September 2019 09:46)
Hallo Christian. Faszinierend! Ein schöner Bericht.
Christian (Sonntag, 22 September 2019)
Hallo Arnd,
danke! Es war wirklich eine beeindruckende Reise und sicher nicht die letzte dort hin.
Viele Grüße,
Christian