Sony Alpha 9 :: Ein Schritt in die richtige Richtung

 

Von Christian

Seit ich fotografiere, nutze ich Spiegelreflexkameras. Anfangs waren es noch analoge Kameras, später digitale. Das Konzept liegt mir sehr und auf Wechselobjektive könnte ich heute nicht mehr verzichten. Aus diesem Grund war ich jahrelang davon überzeugt, dass Spiegelreflexkameras in der Natur- und Tierfotografie das einzige sinnvolle Werkzeug sind. Lange bin ich jedoch auch nicht an die Grenzen der Spiegelreflexkameras gekommen, so dass sie für mich die erste Wahl blieben. In den letzten drei Jahren habe ich mich zunehmend mit der Wildtierfotografie beschäftigt und bin damit auch auf die Schwachstellen und Nachteile von Spiegelreflexkameras gestoßen.

 

Spiegelreflexkameras sind die durch die Trägheit der Mechanik im Spiegelkasten und dem Verschlussvorhang in ihrer Serienbildgeschwindigkeit begrenzt. Die schnellsten digitalen Spiegelreflexkameras schaffen heute etwa 14 Bilder pro Sekunde. Bereits die limitierte Nikon F3H von 1996 erreichte mit Film 13 Bilder pro Sekunde. Schon damals hatte man die Grenze des Machbaren einer Spiegelreflexkamera erreicht. Ein weiteres Problem stellt der Autofokus dar. Er ist zwar sehr schnell, muss allerdings sehr genau kalibriert sein, damit es keine Probleme mit Front- oder Backfokus gibt. Nicht zuletzt ist bei Wildtieren das Auslösegeräusch einer Spiegelreflexkamera oft ein sehr großer Störfaktor, der zur Flucht des Tieres führen kann, wenn es sich um eine besonders scheue Art handelt. Alle diese Nachteile sind systemimmanent und lassen sich nicht wirklich vermeiden.

In den letzten Jahren habe ich immer wieder über den Tellerrand geschaut und nach Alternativen gesucht, welche nicht die Nachteile einer Spiegelreflexkamera haben, aber auch keine neuen Probleme mit sich bringen. Nur spiegellose Systemkameras bieten die Möglichkeit, Objektive zu wechseln und haben teilweise ein paar Vorteile gegenüber den aktuellen digitalen Spiegelreflexkameras. Olympus bietet Spiegellose mit hohen Serienbildgeschwindigkeiten, brauchbarem Autofokus und geräuschlosem Aufnahmemodus an. Dieses System kommt für mich jedoch aufgrund der geringen Sensorgröße und der damit verbundenen schlechteren Lichtempfindlichkeit gegenüber Vollformatsensoren nicht in Frage. Die Vollformat-Systemkameras von Sony waren bisher immer zu langsam, sowohl von der Serienbildgeschwindigkeit als auch vom Autofokus. Ein weiteres Problem ist das meist nur begrenzte Angebot an Wechselobjektiven gegenüber Spiegelreflexkameras.

 

Sony Alpha 9 mit dem FE 100-400 mm f/4,5-5,6 GM OSS Telezoom
Sony Alpha 9 mit dem FE 100-400 mm f/4,5-5,6 GM OSS Telezoom

 

Am 19.04.2017 wurde von Sony die neue Alpha 9 mit dem Telezomm Sony FE 100-400 mm f/4,5-5,6 GM OSS vorgestellt. Die neuen Daten klangen überwältigend: 20 Bilder pro Sekunde mit 24 MP (Vollformat) und kontinuierlichem Autofokus, eine extrem hohe ISO-Empfindlichkeit, 693 AF Messfelder über nahezu den gesamten Sensor, 4K Video und ein geräuschloser Aufnahmemodus. Mit diesen Daten erschien mir die Kamera eine echte Alternative zu den aktuellen Spiegelreflexkameras, da sie auch alle anfangs genannten Einschränkungen der Spiegelreflexkameras nicht hat. Ende September hatte ich das Glück, eine Sony Alpha 9 mit dem neuen 100-400er Telezoom, einem 2-fach Konverter und einem Batteriegriff von Sony für ein paar Tage zum Testen zu bekommen. Da die Zeit zu kurz war, um alles zu testen und einen akribischen Labortest durchzuführen, habe ich mich entschieden, die Kamera auf ein paar Ausflüge neben meiner Spiegelreflexkamera mitzunehmen und nur die für mich relevanten Dinge zu testen.

 

Sony Alpha 9 mit dem FE 100-400 mm f/4,5-5,6 GM OSS Telezoom
Sony Alpha 9 mit dem FE 100-400 mm f/4,5-5,6 GM OSS Telezoom

 

Verarbeitung und Handling

Die Verarbeitung der Kamera ist sehr gut, was ich aber auch bei einem Neupreis von 5299,00 € (UVP) erwartet habe. Auch das 100-400er Telezoom von Sony (UVP 2900,00 €) macht von der Verarbeitung einen sehr guten Eindruck. Die Kamera ist kleiner, kantiger und ein bisschen gewöhnungsbedürftig zu bedienen, wenn man die gut in der Hand liegenden Nikon DSLRs gewöhnt ist. Alle wichtigen Funktionen (Aufnahmeprogramm, Belichtungszeit, Blende, ISO-Empfindlichkeit, Belichtungskorrektur, Autofokus usw.) lassen sich über Direktwahltasten an der Kamera einstellen. Das Klappdisplay ist touchempfindlich, sowohl im Liveview, als auch im Menü. Die Akkuleistung ist erstaunlich gut (verglichen mit bisherigen spiegellosen Systemkameras). Ich habe für knapp 1000 Aufnahmen etwa eine halbe Akkuladung verbraucht.

 

 

Autofokus

Bei meinem Test hat mich weniger die Aufnahme statischer Motive interessiert, da es hier kaum relevant ist, ob ich eine Vollformat Spiegelreflexkamera oder eine spiegellose Systemkamera mit Vollformatsensor verwende. Aus meiner Erfahrung mit Motiven aus der Wildlifefotografie wollte ich wissen, wie gut der Autofokus vor allem bei 20 Bildern pro Sekunde ist und wie er sich bei bewegten Motiven und schlechten Lichtverhältnissen schlägt. Bisher war ich mit dem AF meiner Nikon D750 sehr zufrieden, sowohl bei bewegten Motiven im kontinuierlichen Modus, als auch bei sehr wenig Licht. Ich weiß aber auch, wann der AF der Nikon an Seine Grenzen kommt. Da ich hier keine Labortests gemacht habe, kommt es mir nicht darauf an, ob am Ende die Sony einen um Millisekunden schnelleren AF als eine Nikon D5 hat, sondern ob ich subjektiv von dem Autofokus überzeugt bin, wo ich bisher mit DSLRs gearbeitet habe (und ich habe schon die unterschiedlichsten Modelle nutzen können).

 

Bei Einzelbildern statischer Motive finde ich nichts auszusetzen an der Leistung des AF der Sony Alpha 9. Die Bilder mit dem 100-400er wurden gestochen scharf und die Trefferquote war perfekt. Mit bewegten Motiven habe ich verschiedene Szenarios ausprobieren können. Dabei wurde der kontinuierliche Autofokus gewählt und mit 20 Bildern pro Sekunde fotografiert. Bodennahe Motive wurden gut getrackt und die Bilder waren fast komplett perfekt scharf. Allerdings kam es ab und zu vor, dass der AF das Motiv verloren hat und auf einen Stein oder einen Ast im Vordergrund gesprungen ist. Er hat aber oft das Motiv danach wieder schnell gefunden.

 

 

Einzelne Vögel im Flug wurden sehr gut mit dem kontinuierlichen AF verfolgt und die Trefferquote war vor allem bei mittleren Entfernungen sehr hoch. Auch Motive, die sich schnell auf die Kamera zu oder weg bewegt haben, war die Trefferquote erstaunlich gut!

 

 

Eine der größten Herausforderungen für den Autofokus ist die Verfolgung von Motiven, wenn diese für kurze Zeit hinter einem Gegenstand verschwinden, um dann wieder aufzutauchen. Ein perfekter Test war daher die Aufnahme eines Vogels im Flug mit AF-C und 20 Bildern pro Sekunde, während er hinter einem Baum lang flog. In solchen Situationen versagen bisher auch die Autofokusmodule der großen Spiegelreflexkameras. Mit der Sony Alpha 9 konnte ich mehrere Szenarien aufnehmen, während ein Vogel im Flug hinter einer Baumkrone verschwand. Über die Ergebnisse war ich in hohem Maße erstaunt. Der kontinuierlich AF der Sony schaffte es immer wieder erstaunlich lange, den Vogel zu tracken, auch wenn er immer wieder von Blättern verdeckt war. Meine Nikon D750 hätte in der gleichen Situation deutlich eher den Fokus verloren!

 

 

Auch das Tracking eines Vogels knapp vor einem Baum im Flug funktionierte sehr gut! Damit hatte die Sony schon einmal bewiesen, dass sie mit dem 100-400er und einer Anfangsblende von F/5,6 bei 400 mm sehr gute Arbeit leistet und sich vor den großen professionellen DSLRs in Sachen Autofokus nicht mehr verstecken braucht. Sie kann mindestens mithalten, wenn nicht sogar in einigen Punkten den AF der DSLRs schlagen.

 

 

Mit dem originalen Sony 2-fach Konverter hatte ich 200-800 mm Brennweite zur Verfügung. Die Bildqualität bei statischen Motiven war noch in Ordnung. Allerdings war ein sichtbarer Schärfenverlust auszumachen. Erstaunlicherweise funktionierte der Autofokus bei Sonnenschein bei 800 mm und einer Anfangsblende von F/11 noch sehr gut und schnell. Spätestens hier können die Autofokusmodule der modernen Profi DSLRs nicht mehr mithalten.

 

 

Ich ging noch einen Schritt weiter und versuchte Vögel im Flug mit Konverter zu fotografieren. Auch hier war die Trefferquote weit über dem, was ich erwartet hatte. Insgesamt war die Bildqualität aber nicht mehr so überzeugend, wie ohne Konverter.

 

 

In tiefer Dämmerung war der Autofokus der Sony Alpha 9 gefühlt noch ein bisschen treffsicherer als der meiner Nikon D750, obwohl das mittlere Messfeld der D750 bis -4 EV funktionieren soll. Damit hat der AF der Sony alle meine Aufgaben mit voller Zufriedenheit gemeistert und einige Aufgaben besser erfüllt, als erwartet.

 

ISO-Empfindlichkeit

Mit ihrem 24 MP Vollformatsensor hat die Sony Alpha 9 einen hervorragenden Sensor verbaut bekommen. Vor allem bei schlechtem Licht liefert er sehr gute Ergebnisse. Eine obligatorische Testreihe habe ich gemacht. Sowohl die Rohdaten als auch die JPGs sehen in den hohen Empfindlichkeitseinstellungen sehr gut aus. Im Vergleich zu den Bildern aus meiner Nikon D750 wirken die Bilder noch ein wenig rauschärmer. Aufnahmen mit ISO 12800 sind noch sehr gut in der Praxis zu verwenden. Damit erreicht die Sony Alpha 9 ein etwa vergleichbares Niveau beim Rauschen wie eine Nikon D5.

 

Aufbau für ISO-Empfindlichkeits-Bildreihe
Aufbau für ISO-Empfindlichkeits-Bildreihe

 

Die Testreihe der ISO-Empfindlichkeit wurde ohne Kunstlicht vom Stativ aus gemacht. Die Bilder sind unbearbeitete JPGs aus der Kamera als 100 % Ansichten. Auch im Feld sind die Bilder mit hohen Empfindlichkeiten sehr gut zu gebrauchen.

 


Elektronischer Sucher

Was ich bisher immer sehr an Spiegelreflexkameras geschätzt habe, ist die Tatsache, dass man das Motiv direkt durch den Sucher sieht und nicht auf ein Display schaut. Spiegellose Kameras haben keinen optischen Sucher, dafür aber meist einen sehr guten Live-View über das rückwärtige Display mit Funktionen wie Fokus-Peaking und Bildschirmlupe, die das Arbeiten vor allem auch mit manuellem Fokus sehr erleichtern. Einen entscheidenden Vorteil hat jedoch der Live-View und der elektronische Sucher: Man sieht das Bild exakt in der Belichtung, wie es aufgenommen wird. Stellt man beispielsweise eine Belichtungskorrektur von -1 LW ein, dann wird das Bild auch um eine Stufe dunkler im Sucher angezeigt. Man sieht also sofort, was man macht. Der nächste Vorteil ist, dass man bei der Sony Alpha 9 den Moment der Aufnahme sieht, wenn man den elektronischen Verschluss gewählt hat. Bei allen Spiegelreflexkameras ist der Sucher im Moment der Aufnahme schwarz, da der Spiegel hochgeklappt wird. Damit verpasst man den Moment der Aufnahme und kann erst im Nachhinein das Bild ansehen. Ebenfalls ein weiterer Vorteil eines elektronischen Suchers ist die Helligkeit. Wenn es in der Dämmerung abends dunkel wird, wird es auch schnell im Sucher einer DSLR dunkel. Der elektronische Sucher hat noch eine Lichtverstärkung gegenüber dem optischen Sucher, was es möglich macht, in tiefer Dämmerung eine Bildkomposition umzusetzen. Die Qualität des Suchers in der Sony Alpha 9 kann sehr gut überzeugen, da sie dem Stand modernster Technik entspricht.

 

Probleme

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich bis hier hin keine einzigen Einschränkungen gegenüber meiner Nikon D750 gefunden habe, die meine Arbeitsweise beschränken würden, abgesehen von dem begrenzten Angebot an Objektiven zu der Sony. Aber ganz so perfekt kann es ja kaum sein, oder?!

Sony wirbt bei der Alpha 9 damit, dass der CMOS Sensor aus mehreren Schichten besteht und mit integrierten Speichern ausgestattet ist. Das ermöglicht ein gleichzeitiges Auslesen der Pixel an mehreren Stellen des Sensors. Bisher wurde bei konventionellen CMOS Sensoren Zeile für Zeile nacheinander ausgelesen. Das führt zu einer zeitlichen Verzögerung. Die ersten Pixel sind eher ausgelesen, als die letzten Pixel im Bild. Damit wird ein sich schnell durch das Bild bewegendes Objekt nicht in allen Zeilen zur gleichen Zeit abgebildet, was zu einer unschönen Verzerrung führt (Rolling Shutter). Ich hatte das Glück, dass ich einen Hubschrauber im Flug fotografieren konnte, um zu testen, wie die Sony Alpha 9 die schnell bewegten Rotorblätter abbildet. In der Tat waren die Rotorblätter in den Bildern gerade, da hat Sony also nicht zu viel versprochen. Dass wir mit konventionellen DSLRs auch keine Bewegungensverzerrung in den Bildern bekommen, liegt an dem mechanischen Verschlussvorhang vor dem Sensor. Er sorgt dafür das quasi der Sensor gleichzeitig belichtet wird, obwohl der Sensor selbst länger ausgelesen wird, als er tatsächlich belichtet wird.

Bei meinen Tests konnte ich dennoch etwas entdecken. Vor allem bei dunklen vertikalen Kanten im Bild, die sich extrem schnell bewegten (Rotorblätter, wenn sie vertikal im Bild verlaufen oder Flügel eines Vogels) sind ganz feine horizontale Streifenartefakte zu erkennen. Hierbei handelt es sich nicht um den Effekt des Banding, wie er beispielsweise bei Kunstlicht vorkommen kann. Die Artefakte entstehen durch die Auslesestruktur des Sensors nur bei extrem schnellen Bewegungen. Sie fallen jedoch kaum ins Gewicht, da sie selten zu sehen sind.

 

 

Wer jetzt denkt, die große Schwachstelle der Sony Alpha 9 gefunden zu haben, sollte sich nicht zu schnell freuen. Die Sony hat momentan den besten elektronischen Verschluss mit einem hochauflösenden Vollformatsensor, den eine Kamera im Handel haben kann. Will man solche Effekte vermeiden, dann muss man lediglich im Menü der Sony die Art der Aufnahme auf mechanischen Verschluss umstellen und schon hat man Bilder, wie man sie auch aus allen bisher erhältlichen DSLRs bekommen hat. Also kein wirklicher Grund zur Sorge!

 

Fazit

Das Konzept der Sony Alpha 9 ist rundum sehr überzeugend! Vor allem die Möglichkeit, vollkommen geräuschlos zu fotografieren ist wirklich ein riesiger Fortschritt. Man muss sich in der Wildlifefotografie keine Sorgen mehr machen, dass ein Tier durch das Klicken der Kamera verunsichert oder verscheucht werden könnte. Auch bei der Veranstaltungsfotografie ist ein geräuschloses Arbeiten von großem Vorteil (z.B. bei Konzerten, im Theater oder bei Hochzeiten).

Wildlifetauglich ist die Kamera auf jeden Fall und wird bei dem aktuellen Stand der Technik die meisten digitalen Spiegelreflexkameras schlagen. Nur die professionellen Topmodelle werden in einigen Bereichen schritt halten oder ein wenig besser sein. Mit 20 Bildern pro Sekunde in voller Auflösung kann aber keine DSLR mithalten. Allein die Trägheit des Spiegels begrenzt die maximale Anzahl an Spiegelschlägen pro Sekunde. Damit spielt die Sony voll ihre Vorteile aus. Mal ganz davon abgesehen, dass mit dem fehlenden Spiegel auch ein Verschleißteil weniger vorhanden ist. Nur mit langen lichtstarken Teleobjektiven kann Sony noch nicht mit Canon und Nikon mithalten.

Sony hat mit dieser Kamera ein Statement gesetzt und gezeigt was möglich ist. Wenn es nach mir geht, könnten die Spiegelreflexkameras, welche ein über 150 Jahre altes Kameraprinzip verwenden, von Spiegellosen abgelöst werden. Allerdings würde ich mir wünschen, dass Nikon und Canon mit ihrem riesigen Objektivangebot vergleichbare spiegellose Kameras bauen würden. Dabei muss so eine Kamera nicht unbedingt viel leichter als eine DSLR sein, wenn es um ein professionelles Modell geht. Das Handling sollte sich auf jeden Fall noch bessern. Vielleicht kommt es bei den großen Kameraherstellern langsam an, dass es Zeit ist, Spiegellose Profikameras vom Kaliber einer Sony Alpha 9 zu bauen und dabei ein umfassendes Angebot an Objektiven vor allem im Telebereich anzubieten.

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Kommentare: 5
  • #1

    Andreas (Samstag, 30 Dezember 2017 06:01)

    Hallo Christian,
    am 11. Februar noch ein begeisterter Bericht über ein Jahr mit dem Olympus mFT-System und jetzt wieder FF mit Sony? Die Sony A9 ist eine großartige Kamera (habe selbst Sony), aber die Punkte vor allem hinsichtlich Gewicht, Größe und Leistung des Olympus-Systems, vor allem in der Naturfotografie, die du in deinem Beitrag beschrieben hast, treffen ja zu. Bei Sony sind zwar die Kameras kleiner als die traditionellen DSLRs (eine A9/A7RII / III ist nicht größer als eine Olympus E-M1II), aber jetzt bist du ja wieder bei den großen und schweren Objektiven gelandet, die für FF nun einfach mal notwendig sind. Und war nicht gerade das der Grund für deinen Wechsel zu mFT gewesen? Mich würde noch interessieren, welche Punkte für dich bei mFT nun in der Praxis ausschlaggebend waren, jetzt doch wieder mehr Gewicht und Geschleppe in Kauf zu nehmen. Danke und viele Grüße!
    Andreas

  • #2

    Christian (Samstag, 30 Dezember 2017 11:01)

    Hallo Andreas,
    danke für das Feedback. Der Bericht zur Olympus wurde von meinem Kollegen Andreas geschrieben und bereichtet über seine Erfahrungen mit dem System. Wer für Unterwegs und Reisen ein leichtes aber leistungsstarkes System sucht, ist bei Olympus sehr gut aufgehoben. Für Wildlife vor allem bei schlechten Lichtverhältnissen kann ich aber die kleinen Sensoren von Olympus nicht empfehlen. Der Bericht über Sony soll zeigen, was heute im Bereich der Spiegellosen machbar ist. Dabei spielt es für mich keine Rolle, ob das System genau so groß oder schwer ist, wie bei einer Spiegelreflexkamera. Ich selber bin nachwievor mit Nikon DSLRs unterwegs.
    Also nicht wundern, falls es so rüber kam, dass ich von Olympus zu Sony gewechselt wäre, das war nicht der Fall. Das sind zwei unabhängig voneinander geschriebene Berichte.
    Viele Grüße,
    Christian

  • #3

    Andreas (Sonntag, 31 Dezember 2017 11:14)

    Hallo Andreas,
    erst einmal auch ein Dankeschön von mir für dein Feedback. Ich bin immer noch begeistert vom mFT System. Aber wie Christian schon angedeutet hat, ist es immer eine Frage des Einsatzgebietes der Ausrüstung. Insbesondere beim Rauschverhalten bei hohen Empfindlichkeiten (ISO) kommen die Sensoren schnell an ihre Grenzen. Aber auch da gibt es wohl Fortschritte bei der E-M1 II und der Panasonic G9, die ich bisher leider noch nicht ausgiebig testen konnte. Gerade die G9 in Verbdindung mit dem 2.8 200mm wird im Bereich der Tier- und Vogelfotografie angepriesen. Es wird sich zeigen, ob viele Naturfotografen auf die Kombination setzen. Ich werde versuchen diese Kombination zeitnah mal zu testen.
    Am Ende muss jeder selbst wissen, welches System er einsetzt. Mit der Alpha 9 hat Sony gezeigt in welche Richtung es in nächster Zeit in der technischen Entwicklung gehen wird.
    Viele Grüße
    Andreas von nature-and-light.de

  • #4

    Helge (Dienstag, 02 Januar 2018 18:49)

    Hallo Christian,

    zuerst einmal wünsche ich Dir ein frohes neues Jahr. Sei immer schön artig:-)

    Ich habe Deinen Test mit grossem Interesse gelesen und die Vorteile bezüglich Bildgeschwindigkeit und nicht vorhandenem Auslösegeräusch sind nicht von der Hand zu weisen. Was mich aber sehr enttäuscht hat, ist die Bildschärfe bei den 100%-Ansichten. Da möchte ich von vornherein die Bilder mit Konverter ausklammern. Die sind qualitativ keinen Kommentar wert....unterirdisch schlecht.
    Aber auch die Schärfe der 100%-Ansichten ist qualitativ, für meinen Geschmack, sehr schlecht. Solche Ergebnisse würden mich einfach nur enttäuschen. Zumal einige Bilder bei Sonnenschein entstanden sind, bei solchen Lichtbedingungen müssen Schaerfe und Detailzeichnung viel besser sein. Die 100%-Ansicht der ersten Stockente sollte ja eigentlich alle Vorteile dieses Systems zeigen, ich sehe allerdings ein unscharfes, matschiges Resultat. Auch die Bilder mit den hohen Iso-Werten empfinde ich als enttäuschend. Ich arbeite mit der Canon EOS D1 Mark 4 und kann bis 6.400 Iso keinen grossen Unterschied zwischen den Kameras erkennen. Das Stockenten-Weibchen ist mit diesen Werten "Stockente im Flug vor einem Baum im Hintergrund und einem Baum im Vordergrund mit Serienbildmodus, AF-C, 400 mm, f/5,6, 1/1600 Sek. und ISO 500" bei 100% bezüglich Bildrauschen sehr ernüchternd. Auch der Bussard, durch das Blätterdach fotografiert, ist alles Andere als überzeugend.
    Mein Fazit: Ich sehe bezüglich Bildqualität sehr viel Potenzial nach oben, von einer 5.000€ teuren Kamera erwarte ich mehr, wesentlich mehr.

    Die spiegellose Technik ist die Zukunft, keine Frage. Allerdings kann man nur hoffen, dass die zwei grossen Kamerahersteller endlich zupacken, damit was wirklich Gutes dabei heraus kommt.
    Sony wird in meinen Augen überschätzt.
    Und eines sollte man auch immer bedenken, das Objektivprogramm von Sony ist sehr mager, die Linsen sind gerade im Festbrennweiten-Telebereich überzogen hochpreisig (siehe die 600mm Optik) und reichen qualitativ nicht an die anderen Zwei heran. Ich kann jedem nur empfehlen, sich genau zu überlegen, ob ein Systemwechsel zum jetzigen Zeitpunkt wirklich empfehlenswert ist.

    Christian, auf jeden Fall möchte ich mich für deine Bemühungen und diesen Test bedanken, er hat mir sehr geholfen und mich darin bestärkt, einen Wechsel zum momentanen Zeitpunkt nicht anzustreben.

    HG Helge

  • #5

    Christian (Mittwoch, 03 Januar 2018 17:09)

    Hallo Helge,

    schön, dass du den Bericht gelesen hast und er dir bei deiner Entscheidung geholfen hat. Ich kann deine Einwände gut nachvollziehen. Leider war die Zeit zu kurz, um die Kamera wirklich gründlich zu testen.

    Was die Schärfe der Bilder angeht, habe ich den Eindruck, dass die JPGs aus der Kamera (immer) sehr glattgebügelt aussehen, als würde da eine Rauschreduzierung (auch bei gutem Licht) drüber gehen, die zulasten der Details geht. Ich habe auch den Eindruck, dass die Kamera bei niedrigen Empfindlichkeiten ein gewisses Grundrauschen hat, was höher ist als bei meiner Nikon. Ab ISO 3200 relativiert es sich aber wieder. Nicht zuletzt sollte man nicht vergessen, dass das Tele nur ein Zoom ist, was kaum die Schärfe einer Festbrennweite erreichen kann. Die Resultate erinnern mich stark an die Bildqualität des Tamron 150-600.

    Ich selber würde momentan auch nicht wechseln, da mir das Objektivangebot zur Sony zu beschränkt und unverhältnismäßig teuer ist. Da bin ich bei Nikon (bzw. wäre es bei Canon ebenfalls) gut aufgehoben. Ich hoffe aber, dass die Alpha 9 ein Wegweiser ist und Canon/Nikon langsam mal aufwachen und ebenfalls bei den Spiegellosen nachlegen.

    Viele Grüße und dir auch ein frohes neues Jahr!
    Christian