Von Christian
Bei vielen meiner Naturfotos werde ich immer wieder gefragt, wo ich sie denn aufgenommen habe und dass ich dazu sicher draußen in der „wilden“ Natur war. Wenn ich dann erzähle, dass ich einige meiner Motive mitten im Stadtgebiet von Dresden fotografiert habe, ist die Reaktion oft Verwunderung. Der schnelllebige Alltag lässt uns viel zu oft durch die Stadt gehen, ohne dass wir uns einmal unsere Umgebung genauer ansehen. Dabei ist die Stadt ein sehr großer Lebensraum, nicht nur für uns Menschen. Es gibt Tierarten die heute bessere Überlebenschancen in besiedelten Gegenden haben, als auf dem Land, sogenannte Kulturfolger. Daneben gibt es jedoch noch eine Vielzahl anderer Arten, die die Vorzüge der Städte zu nutzen wissen.
Ich versuche im Alltag regelmäßig meine Umgebung zu erkunden. So habe ich über die Jahre eine sehr gute Ortskenntnis über den Alltag hinaus bekommen. Ich weiß jetzt nicht nur, wo ich überall einkaufen gehen kann, sondern ich weiß auch, wo ich regelmäßig Waldkäuze antreffen kann, wo es sich lohnt, Eichhörnchen zu fotografieren und wo ich Wasservögel antreffen kann. Dieser Heimvorteil verschafft mir die Möglichkeit, meine Motive gezielt aufzusuchen. Ich weiß ganz genau, wann das Licht an den Stellen gut steht und brauche nur noch los zu fahren, wenn ein geeigneter Moment gekommen ist.
Ein weiterer großer Vorteil ist, dass die Tiere im Stadtgebiet die Menschen gewöhnt sind und somit weniger scheu sind. Ein klassisches Beispiel stellt hier der Graureiher dar. Mitten in Dresden kann es schon mal vorkommen, dass man einen Graureiher aus 3 m Entfernung beobachten kann, wie er an einem kleinen Teich in einer Parkanlage steht. Versucht man außerhalb der Stadt einen Graureiher zu fotografieren, liegt die Fluchtdistanz oft deutlich über 100 m, was das Arbeiten sehr erschwert.
Es lohnt sich daher sehr, vor der eigenen Haustür mal genauer hin zu schauen. Oft werden die Bilder viel besser, die im Laufe vieler Jahre in der eigenen Heimat entstanden sind, als Bilder, die als Schnappschüsse im Urlaub entstanden sind. Man hat einfach mehr Zeit, sich mit den Motiven zu beschäftigen und wenn heute mal kein gutes Bild entstanden ist, wird es vielleicht morgen. Die Zeit läuft ja nicht weg. Für mich hat die Natur in der Stadt aus fotografischer Sicht einen festen Stellenwert eingenommen und auch so ist sie eine Bereicherung im Alltag. Haltet die Augen offen, es lohnt sich!
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